Afrikanische Stoffe: Kente, Aso Oke, Bogolanfini & Co. – Vielfalt, Geschichte und heutige Preise
Afrikanische Stoffe: Kente, Aso Oke, Bogolanfini & Co. – Vielfalt, Geschichte und heutige Preise
Afrikanische Stofftraditionen sind so alt wie komplex. Hunderte lokale Web- und Färbetechniken existieren – viele davon kennen selbst Textil-Fans in Europa kaum. Dabei geht es nicht nur um bunte Muster, sondern auch um handwerkliche Prozesse, die teilweise tagelang dauern. Und ja: Man kann diese Stoffe auch hier kaufen, aber oft mit ordentlichen Preisunterschieden. Ein Überblick.
Kente (Ghana) – das berühmte Streifen-Gewebe
Kente ist wohl der bekannteste Stoff Westafrikas. Ursprünglich kommt er aus Ghana, getragen vor allem von den Akan. Traditionell wurde er aus Seide gefertigt, später auch aus Baumwolle.
Das Besondere: Kente entsteht aus schmalen, handgewebten Streifen, die anschließend zusammengenäht werden. Jedes Muster hat eine Bedeutung – Farben und Formen können etwa für Mut, Fruchtbarkeit oder Zusammenhalt stehen. In der Vergangenheit war Kente ein Zeichen von Status, heute findet man ihn bei Hochzeiten, Staatsempfängen oder auch im Hip-Hop.
Preis heute in Europa: Authentische Handarbeit liegt oft bei 40–100 € pro Meter, abhängig von Material und Komplexität. Günstigere Druckversionen gibt es ab ca. 10 € pro Meter, sind aber maschinell produziert und eher Massenware.
Aso Oke (Nigeria) – fest, glänzend, feierlich
Aso Oke (übersetzt: „hochwertiger Stoff“) stammt von den Yoruba in Nigeria. Gefertigt wird er traditionell auf Schmalwebstühlen, das Material ist kräftig und fast steif. Beliebt für Kopfbedeckungen (Gele), Umhänge oder Agbada-Gewänder.
Varianten gibt es viele: Etu (dunkelblau), Sanyan (beige-braun, aus einer Wildseidenart) oder Alaari (rot-violett). In Nigeria wird Aso Oke bis heute bei Hochzeiten und besonderen Zeremonien getragen.
Preis heute in Europa: Importierter Aso Oke liegt zwischen 25–60 € pro Meter. Komplett handgefertigte Sets (inkl. Kopftuch, Oberteil und Wrapper) können auch über 200 € kosten.
Mud Cloth / Bogolanfini (Mali) – Stoff mit Erde gefärbt
Bogolanfini ist das Gegenteil von schneller Massenproduktion. Der Name bedeutet sinngemäß „Stoff aus Schlamm“. Hergestellt in Mali, aufwändig per Hand bemalt. Erst wird Baumwolle gewebt, anschließend mit pflanzlichen Färbemitteln behandelt. Danach trägt man fermentierte Erde oder Schlamm auf, wodurch sich die dunklen Muster bilden.
Kein Stück gleicht dem anderen. Jedes Motiv trägt Symbolik, von Naturzeichen bis zu Lebensphasen. In Europa gilt Mud Cloth inzwischen auch als Interior-Trend – man findet daraus Kissenbezüge, Wandbehänge, Decken.
Preis heute in Europa: 50–150 € für ein handgemachtes Tuch (ca. 1,5–2 m). Kleinere Stücke oder maschinelle Drucke bekommt man ab 20 €.
Shweshwe (Südafrika) – Baumwolle mit Geschichte
Shweshwe ist ein bedruckter Baumwollstoff mit klaren geometrischen Mustern. Charakteristisch sind die kleinen, oft blauen Designs. Ursprünglich wurde er im 19. Jahrhundert von europäischen Siedlern eingeführt und dann von lokalen Communities übernommen. Heute gilt Shweshwe als „afrikanischer Denim“.
Verwendet wird er für Alltagskleidung, aber auch für Hochzeitskleider oder Trachten in Südafrika. Produziert wird echter Shweshwe mittlerweile fast ausschließlich von der Firma Da Gama Textiles in Südafrika.
Preis heute in Europa: Original-Shweshwe kostet zwischen 12–20 € pro Meter. Im Vergleich zu Kente oder Bogolanfini ist er damit deutlich günstiger und leichter verfügbar.
Barkcloth (Uganda) – Stoff aus Bäumen
Barkcloth ist ein echtes Relikt früher Textilkunst. Gewonnen aus der Rinde des Mutuba-Baumes (Ficus natalensis), verarbeitet durch Klopfen und Strecken, bis die Faser weich wird. Die UNESCO hat Barkcloth 2008 als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
In Uganda wird der Stoff noch immer genutzt – für Kleidung, Rituale, manchmal auch für Möbelbezüge.
Preis heute in Europa: Wegen der Seltenheit sind die Preise höher: 60–120 € pro Meter. Kleine dekorative Stücke gibt es ab ca. 30 €.
Und die Maasai?
Die Maasai aus Kenia und Tansania sind international für ihre auffälligen rot-blau karierten Tücher bekannt, die Shúkà genannt werden. Diese Stoffe sind allerdings keine uralte Eigenproduktion wie Kente oder Aso Oke. Ursprünglich trugen Maasai Kleidung aus Tierhäuten, erst im 19. Jahrhundert übernahmen sie Stoffe durch Handel – oft schottische Karomuster.
Heute sind Shúkà ein fester Teil der Maasai-Identität. Sie werden industriell gefertigt, meist aus Baumwolle oder Polyester-Baumwoll-Mischungen.
Preis heute in Europa: sehr erschwinglich – meist 20–40 € pro Tuch (2–3 Meter).
Kann man afrikanische Stoffe in Europa kaufen?
Ja, definitiv. Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl von Online-Shops, die authentische Stoffe importieren. Manche arbeiten direkt mit Weber:innen zusammen, andere verkaufen über Großhändler. Man findet sie bei spezialisierten Textilshops, auf Etsy, in afro-kulturellen Läden in Städten wie Berlin, Paris oder London.
Allerdings gibt es große Unterschiede: Manche Shops verkaufen nur maschinelle Drucke, andere handgefertigte Originale. Wichtig: Auf Zertifikate oder Herkunftshinweise achten. Ein handgewebtes Kente aus Ghana erkennt man sofort an der Struktur – die Druckversionen wirken flacher.
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Afrikanische Stoffe: Kente, Aso Oke, Bogolanfini & Co. – Atemberaubende Vielfalt. |
Preise im Überblick
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Kente (handgewebt): 40–100 €/m
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Aso Oke: 25–60 €/m
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Bogolanfini: 50–150 € pro Tuch
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Shweshwe: 12–20 €/m
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Barkcloth: 60–120 €/m
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Maasai Shúkà: 20–40 € pro Tuch
Zum Vergleich: Massenware aus Polyester-Drucken mit „afrikanischen Mustern“ gibt es schon ab 5–10 €/m – oft in Märkten oder Online-Shops. Aber das ist nicht dasselbe wie ein Original.
Warum sind die Stoffe teurer als normaler Baumwollstoff?
Weil es Handarbeit ist. Ein gewebtes Kente kann mehrere Tage dauern. Bogolanfini erfordert Färbeschritte, die Wochen brauchen. Barkcloth muss erst geerntet und dann über Stunden weichgeklopft werden. Kurz: Das ist kein Fließbandprodukt.
Außerdem sind viele dieser Stoffe regional gebunden, was Transportkosten erhöht.
Fazit
Afrikanische Stoffkunst ist enorm vielfältig. Von Ghanas Kente über Nigerias Aso Oke bis zum ugandischen Barkcloth gibt es Textiltechniken, die Jahrhunderte überdauert haben. Einige sind erschwinglich (Shweshwe, Maasai Shúkà), andere teurer und exklusiver.
Wer kauft, sollte aufpassen: Es gibt riesige Unterschiede zwischen authentischer Handarbeit und industriellen Nachahmungen. Aber wer echtes Material in der Hand hält, merkt sofort: Hier steckt Zeit, Handwerk und viel Bedeutung drin.
FAQ
Welche afrikanischen Stoffe sind in Europa am leichtesten erhältlich?
Shweshwe, Maasai Shúkà und Druckversionen von Kente.
Wo finde ich authentische Stoffe?
Am besten bei spezialisierten Online-Shops, Afro-Läden in Großstädten oder direkt über Fair-Trade-Initiativen.
Warum sind manche Stoffe extrem teuer?
Weil sie handgefertigt werden und die Herstellung sehr zeitintensiv ist.
Kann man die Stoffe waschen?
Ja, aber vorsichtig. Handwäsche oder schonendes Programm, besser mit mildem Waschmittel. Bogolanfini und Barkcloth sind empfindlicher.
Tragen die Maasai ihre Shúkà immer noch?
Ja, in ländlichen Gebieten fast täglich. In Städten oft nur noch zu besonderen Anlässen.
Labels:
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Meta-Beschreibung:
Überblick über afrikanische Stoffarten wie Kente, Aso Oke, Bogolanfini, Shweshwe, Barkcloth und Maasai Shúkà. Geschichte, Herstellung, heutige Preise in Europa und Kaufmöglichkeiten.
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