Eritrea und Asmara

 Eritrea, ein kleines Land am Horn von Afrika, ist oft ein blinder Fleck auf der Weltkarte. Doch hinter den Herausforderungen, die das Land durchlebt hat, verbergen sich eine faszinierende Geschichte und eine Stadt, die als architektonisches Juwel gilt: Asmara.

Eritrea – Geographie und Geschichte 

Eritrea, mit einer Fläche von etwa 117.600 Quadratkilometern, grenzt an Äthiopien, den Sudan und das Rote Meer. Das Land war jahrzehntelang Schauplatz eines erbitterten Unabhängigkeitskampfes, der 1993 in die Abspaltung von Äthiopien mündete. Seitdem wird Eritrea von Präsident Isaias Afewerki regiert, und seine Politik der Isolation hat das Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich stark beeinflusst. Eritrea gehört zu den ärmsten Ländern der Welt; das Pro-Kopf-BIP lag 2023 bei etwa 640 US-Dollar.

Doch Eritrea hat neben seiner turbulenten Geschichte auch bemerkenswerte Schätze zu bieten. Einer davon ist seine Hauptstadt Asmara.

Asmara – eine Stadt wie aus einer anderen Zeit

Asmara, auf einem Hochplateau in 2.325 Metern Höhe gelegen, ist eine Stadt voller architektonischer Wunder. Die Stadt war während der italienischen Kolonialzeit (1890–1941) eine Art „Labor“ für italienische Architekten, die hier ihre futuristischen Visionen umsetzen konnten. Mehr als 400 modernistische Gebäude prägen das Stadtbild, und viele davon sind noch heute in gutem Zustand.

Asmara gilt als ein „lebendiges Museum“ des Modernismus und wurde 2017 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Beeindruckende Beispiele sind das Fiat-Tagliero-Gebäude, ein futuristisches Tankstellengebäude aus den 1930er Jahren, und das Cinema Impero, eines der am besten erhaltenen Kinos im Stil des Art-déco weltweit. Diese Bauwerke spiegeln eine Zeit wider, in der die Stadt als Modell für eine moderne afrikanische Metropole gedacht war – ein Traum, der von der Geschichte zerschlagen wurde, jedoch bis heute architektonisch überlebt.

Wirtschaft und Herausforderungen

Die eritreische Wirtschaft wird vor allem von Landwirtschaft und Bergbau getragen. Eritrea verfügt über reiche Vorkommen an Gold, Kupfer und Zink, und der Bergbausektor macht etwa 30 % des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch die politische Lage, verbunden mit einem Mangel an Infrastruktur und internationalen Investitionen, hemmt das Wachstum erheblich. Mit einer Inflationsrate von 9,6 % im Jahr 2022 und anhaltenden Handelsbeschränkungen ist die wirtschaftliche Situation schwierig.

Asmara selbst ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes, jedoch gibt es nur wenig Industrie. Viele junge Eritreer verlassen das Land, was eine hohe Auswanderungsrate zur Folge hat. Dies ist besonders besorgniserregend, da etwa 63 % der Bevölkerung unter 25 Jahre alt sind – eine demografische Herausforderung für die Zukunft.

Perspektiven für die Zukunft

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen gibt es Lichtblicke. Der Bergbausektor könnte in den kommenden Jahren weiter wachsen, insbesondere mit der Erschließung neuer Vorkommen. Auch die Lage am Roten Meer bietet Potenzial für den Ausbau von Häfen und den Tourismus. Der Tourismus, der sich auf die Schönheit der eritreischen Küste und die Geschichte von Asmara stützen könnte, steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Nur etwa 120.000 internationale Touristen besuchten das Land 2019.

Für die Zukunft könnte eine Öffnung des Landes gegenüber internationalen Investoren und Handelspartnern entscheidend sein, um die wirtschaftlichen Perspektiven zu verbessern. Ein weiterer Fokus könnte auf der Nutzung erneuerbarer Energien liegen. Eritrea hat mit seinen langen Sonnenstunden und den Windbedingungen großes Potenzial, die Energiewende anzuführen und eine grünere Zukunft zu schaffen.

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