Blick auf die zweiten Ränge: Start-up-Ökosysteme in Afrikas „nicht-großen“ Städten


Blick auf die zweiten Ränge: Start-up-Ökosysteme in Afrikas „nicht-großen“ Städten

(Abseits von Lagos, Nairobi, Kapstadt – mit Zahlen, Fakten, ehrlichem Blick)


Afrikas Start-up-Szene wird häufig auf Metropolen wie Lagos (Nigeria), Nairobi (Kenia) oder Kapstadt (Südafrika) reduziert. Klar—diese Städte sind relevant, haben Funding, Infrastruktur, Aufmerksamkeit. Doch es tut sich einiges außerhalb dieser Zentren. Städte, die nicht im Rampenlicht stehen, sich aber langsam zu spannenden Standorten für Gründungen entwickeln: mit lokalen Hubs, Förderprogrammen, guten Rahmenbedingungen. Einen genaueren Blick darauf zu werfen, bringt oft überraschende Erkenntnisse – und für Gründer wie Investoren: Chancen.

Im Folgenden stelle ich drei solcher Städte vor — jeweils mit Entwicklung, Infrastruktur, Förderprogrammen – plus eine kurze persönliche Sicht und ein Fazit mit kritischen Anmerkungen. Am Schluss eine ausführliche FAQ-Sektion (weil: viele Fragen bleiben offen) und ein paar Gedanken aus erster Hand.


Stadt 1: Kumasi (Ghana)

Warum Kumasi?

Kumasi ist nicht die Hauptstadt Ghanas (das ist Accra), aber sie gilt als zweit- oder drittgrößte Stadt des Landes und weist ein wachsendes Start-up Umfeld auf. Zum Beispiel: Der Innovations- und Makerspace Kumasi Hive betreibt ein Hardware-Inkubator-Programm in Kumasi. 
Außerdem gibt es die Kumasi City Incubation Hub (KCIH), ebenfalls zur Förderung von Entrepreneurship.

Infrastruktur & Förderprogramme

  • Kumasi Hive bietet Co-Working, Accelerator Programme und Unterstützung bei Prototyping, speziell im Bereich Hardware und Technologie.

  • KCIH fokussiert auf Business-Incubation, speziell auch mit Unterstützung von Hochschule und Regierung. 

  • Diese Hubs zeigen: Es gibt eine lokale Szene, Netzwerke, Mentoren, Räume zum Arbeiten – was in kleineren Städten häufig fehlt.

Daten & Wachstum

Einen großen globalen Rankingwert für Kumasi einzeln habe ich nicht gefunden (noch nicht), doch Ghana insgesamt wird laut Ranking von StartupBlink für 2025 im Bereich Start-up-Ökosysteme gelistet — mit Kumasi als wachsendem Standort.
Auch wenn Kumasi nicht mit Accra mithält – das Potenzial ist da.

Stärken & Herausforderungen

Stärken:

  • Günstigere Lebens- und Arbeitskosten im Vergleich zur Hauptstadt.

  • Lokal verankerte Hubs mit echter Unterstützung.

  • Gute Ausgangsbedingungen für Spezialisierung (z. B. Hardware, Produktion) – weniger Konkurrenz.

Herausforderungen:

  • Weniger Kapital, weniger große Investoren als in Accra oder Lagos.

  • Marktgröße und internationale Verbindung möglicherweise begrenzter.

  • Infrastruktur (Internet, Strom, Logistik) kann in kleineren Städten problematischer sein.

Persönlicher Eindruck

Wenn ich mir vorstelle, dort vor Ort zu sein: Man spürt eine gewisse „Aufbruchsstimmung“. Nicht die ganz große Bühne. Aber genau das hat etwas Erfrischendes. Man kann mitgestalten, nicht nur Mitläufer sein. Gleichzeitig: Man muss mitdenken, wie man Skalierung schafft, wie man internationale Märkte erreicht. Nicht alles wird einem auf dem Silbertablett geliefert.


Stadt 2: Windhoek (Namibia)


Warum Windhoek?

Windhoek ist die Hauptstadt Namibias – nicht primär „klein“, aber im afrikanischen Vergleich relativ wenig im internationalen Start-up-Fokus. Laut StartupBlink für 2025 sprang Windhoek förmlich nach vorne: ein Wachstum von über 74 % (!) und in die globale Stadt-Rankings gelangt.
Zudem wird Namibia insgesamt im Ranking 2024/2025 auf Platz 8 in Afrika gebracht (bei StartupBlink) hinter den ganz großen Ländern. 

Infrastruktur & Förderprogramme

  • Die dortigen Start-ups wie JABU (E-Commerce/Einzelhandel) oder Lynkwise (Fintech) zeigen, dass lokales Unternehmertum wächst.  

  • Es existieren Programme zur Unterstützung von Start-ups im Land, teils mit internationalen Partnern (z. B. Förderung durch institutionelle Programme).

  • Politisch: Namibia gilt als relativ stabiles Umfeld, was vielen Risikofaktoren in Afrika entgegenwirkt.

Daten & Wachstum

  • Namibia als Land: Rang 8 in Afrika (2024).  

  • Windhoek: Sprung von vielen hundert Plätzen in globaler Startup-Rankingliste, aktuell Platz ~512 weltweit. 

Stärken & Herausforderungen

Stärken:

  • Stabilität: politisch und wirtschaftlich besser als viele andere Afrikastädte.

  • Wachsender Fokus auf Technologie und Innovation – Möglichkeit früh dabei zu sein.

  • Gutes „First-mover-Fenster“ – weniger überlaufen.

Herausforderungen:

  • Marktgröße Namibias beschränkt – Skalierung über Grenzen hinweg notwendig.

  • Infrastruktur und Finanzierung noch nicht in Top-Segmenten; Zugang zu Kapital evtl. langwieriger.

  • Talentpool möglicherweise kleiner im Vergleich zu Metropolen.

Persönlicher Eindruck

Windhoek würde ich als „ruhigen Startplatz“ bezeichnen. Nicht das tägliche Start-up Feuerwerk, sondern eher: solide Basis, überschaubare Szene, Potenzial. Wenn ich Gründer wäre und eine Nische sehe – könnte das eine gute Wahl sein. Klar: Man muss aktiv Netzwerke bauen und Fokussierung zeigen.


Stadt 3: Luanda (Angola)

Warum Luanda?

Luanda liegt nicht im Schatten einer großen bekannten Tech-Metropole (wie Nairobi oder Lagos), sondern ist eine Stadt mit starken Kontrasten, aber sichtbarem Wachstum in der Start-up-Szene. Es gibt inzwischen Studien und Programme, welche das Potenzial von Angola, speziell Luanda, hervorheben.  
Ein bemerkenswertes Beispiel: Ein Angolanisches Mobilitäts-Start-up (im Bereich Motorrad-Taxi) aus Luanda hat kürzlich 3,4 Mio US$ Seed-Funding erhalten.  

Infrastruktur & Förderprogramme

  • Der Founder Institute Luanda (FILuanda) betreibt Accelerations-Programme für Tech-Start-ups.

  • Stiftungspartnerschaften: z. B. International Finance Corporation (IFC) arbeitete mit dem lokalen Beschleuniger Acelera Angola zusammen, um Start-ups in Angola zu unterstützen.  

  • Laut Studie: Angola kann seine Wirtschaft diversifizieren, in dem es Start-ups fördert und Innovation stärkt.  

Daten & Wachstum

  • Luanda stieg laut StartupBlink 2024 um 90 Plätze in der globalen Bewertung.  

  • Ein Start-up aus Luanda (siehe oben) erreichte >3 Mio US$ Seed-Funding – ein starkes Signal.  

Stärken & Herausforderungen

Stärken:

  • Relativ geringe Konkurrenz im Vergleich zu etablierten Hubs – Chance zur „Erst-Bewegung“.

  • Lokaler Markt mit unterversorgten Bereichen (Fintech, Mobilität, Logistik) – viel Raum für Innovation.

  • Förderprogramme und internationale Unterstützung steigen.

Herausforderungen:

  • Angola war lange stark vom Öl abhängig – Diversifikation läuft, aber Infrastruktur & Geschäftsklima sind nicht einfach.

  • Zugang zu investitionsfähigem Kapital ist noch schwierig; Währungs- und regulatorische Risiken existieren.

  • Logistik, Stromversorgung, Internetqualität sind stellenweise limitiert – Gründer müssen damit rechnen.



Start-up-Ökosysteme. Aufbruchstimmung in Afrika.


Persönlicher Eindruck

Luanda würde ich als „High-Risk/High-Potential“ Standort bezeichnen. Wenn man bereit ist, die „Raue Umgebung“ anzunehmen – mit Unsicherheiten, aber auch mit First-mover-Vorteil – dann kann man dort frühzeitig eine Rolle spielen. Es ist nicht bequem, aber spannend.


Fazit ­– und ein paar lose Gedanken

Wenn ich ein Fazit ziehen müsste: Es lohnt sich, neben den großen Hubs auch Städte wie Kumasi, Windhoek oder Luanda auf dem Radar zu haben. Diese Orte bieten weniger überlaufene Felder, interessante Förderprogramme und oft geringere Einstiegshürden.

Aber: Man darf nicht romantisch werden. Wachstum heisst nicht automatisch Komfort. Infrastruktur ist nicht gleich smooth. Investoren sind oft vorsichtiger. Man braucht lokal starke Partner, gute Netzwerke, Flexibilität.

Für Gründer heißt das: Wenn Ihr dort etwas startet, plant bewusst mit Herausforderungen (z. B. Finanzierung, Marktgröße, regulatorischer Unsicherheit) – und habt zugleich die Bereitschaft, Nähe zum Markt aufzubauen (lokale User, lokale Partner). Mobilität, Fintech, Agtech – das sind typischerweise Sektoren, die auch in solchen Städten ganz gute Chancen haben.

Noch ein persönliches Einschub-Gedanke: Es ist spannend, wie „zweite Reihe Städte“ oft eine bessere Lernkurve erlauben. Man ist nicht im Schatten der Giganten, man kann sich differenzieren. Gleichzeitig bleibt der Druck – „wir müssen zeigen, dass wir als Standort funktionieren“. Das erzeugt eine gute Dynamik.


FAQ – häufige Fragen (mit Antworten)

F: Was meint „zweit- oder drittklassige“ Stadt hier genau?
A: Ich meine Städte, die nicht zu den allerbekanntesten afrikanischen Start-up-Metropolen gehören (also nicht Lagos, Nairobi, Kapstadt etc.), aber dennoch Stadtgröße, bewusstes Entrepreneurship-Umfeld und Wachstumscharakter besitzen.

F: Wie zuverlässig sind die Rankings für solche Städte?
A: Rankings wie von StartupBlink oder ähnlichen Organisationen liefern Hinweise, aber sie sind nicht perfekt – Datenlage ist in vielen Fällen lückenhaft. Für Windhoek, Luanda gibt es gute Indikatoren. Für Kumasi eher indirekte Hinweise. Man sollte sie als Richtung verstehen, nicht als vermeintlich exakte Messung.

F: Kann man dort wirklich Investoren finden wie in „Big Hubs“?
A: Teilweise ja – aber anders: Es gibt weniger „große VCs mit Millionen“ als in Lagos oder Nairobi. Dafür kann man mit lokalen Partnern, internationalen Accelerator-Programmen oder Impact-Investor*innen zusammenarbeiten. Wichtig: früh nach Kapital suchen, Netzwerke nutzen.

F: Welche Branchen sind in solchen Städten besonders geeignet?
A: Sektoren mit lokalem Bezug oder infrastruktureller Lücke: Fintech (mobile Zahlungen, Mikrofinanz), Agtech (Landwirtschaft, Verarbeitung), Mobilität/Logistik, Healthtech (Telemedizin, Basisversorgung). Diese Städte haben oft Marktbedürfnisse, die noch nicht vollständig bedient sind.

F: Wie wichtig ist die Infrastruktur (Internet, Strom, Transport) dort?
A: Sehr wichtig. In kleineren oder weniger etablierten Städten ist Infra-Qualität oft der Flaschenhals. Gründer müssen das von Anfang einkalkulieren: ggf. Backup-Lösungen, Hybrid-Modelle, lokale Netzwerke.

F: Gibt es Tipps für Gründer, die in solchen Städten Fuß fassen wollen?
A: Ein paar:

  • Geh lokal verankert: Verstehe die Bedürfnisse vor Ort.

  • Vernetze dich mit lokalen Hubs (z. B. Kumasi Hive, Founder Institute Luanda) – diese kennen das Umfeld.

  • Sei flexibel: Vielleicht beginnt das Geschäft lokal und skaliert dann regional.

  • Reserve Kapital und Zeit einplanen für „Extrazeit“, bis Netzwerke laufen.

  • Bleib realistisch: Reputation braucht Zeit, Erfolgsgeschichten entstehen nicht über Nacht.


Labels & Meta-Beschreibung

Labels: 

Afrika, Start-up, Ökosystem, Kumasi, Windhoek, Luanda, Entrepreneurship, Innovation, Sekundärstädte


Meta-Beschreibung: 

Entdecken Sie, wie sich aufstrebende afrikanische Städte wie Kumasi, Windhoek und Luanda zu fruchtbaren Start-up-Ökosystemen entwickeln – mit Zahlen, Förderprogrammen, realistischem Ausblick und Gründertipps.




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