Weitere aufstrebende Start-up-Ökosysteme in Afrika: Fokus auf Städte abseits der großen Metropolen
Weitere aufstrebende Start-up-Ökosysteme in Afrika: Fokus auf Städte abseits der großen Metropolen
(Mit Blick auf Städte, die nicht Lagos, Nairobi oder Kapstadt sind – mit Daten, Beispielen und praxisnahen Einblicken.)
Afrikas Gründungslandschaft verändert sich. Klar, die großen Hubs wie Lagos, Nairobi oder Kapstadt dominieren die Schlagzeilen – aber an vielen anderen Orten passiert gerade leise, aber stetig etwas. Städte, in denen der Wettbewerb noch nicht so dicht, die Einstiegshürden noch überschaubar sind und das Potenzial hoch: ich stelle drei davon vor – mit realistischen Einschätzungen, aber auch mit dem Blick für die Herausforderungen.
1. Dakar (Senegal)
Warum Dakar?
Dakar gilt als wichtigster Technologie- und Gründungsstandort in Französisch-Westafrika – zumindest im Werden. Laut einer Studie von MAS Insight gilt Senegal als Emerging Hub – mit operativer „Startup Act“ und deutlich wachsendem digitalen Umfeld.
Zum Beispiel: Internetpenetration in Senegal lag 2023 bei rund 61 %.
Infrastruktur & Förderprogramme
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Der „Startup Act“ wurde 2020 eingeführt und soll innovative Unternehmen steuerlich entlasten, Zugang zu öffentlichen Aufträgen erleichtern etc.
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In Dakar existieren mehrere Hubs und Initiativen: z. B. Impact Hub Dakar mit Programmen wie „Lafiya Innovators“, welches Health-Start-ups fördert.
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Internationale Kooperationen sind aktiv: z. B. die Kooperation zwischen enpact (Deutschland) und dem senegalesischen Hub SenStartup.
Daten & Wachstum
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Laut dem Index von StartupBlink liegt Dakar im Jahr 2025 auf Platz 337 weltweit.
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Der Anstieg in französischsprachiger Afrika-Region ist bemerkbar: „Francophone Africa’s startup ecosystem … Between 2019 and 2024, Francophone African startups attracted more than USD 500 million… Senegal allein machte davon einen Großteil.“
Stärken & Herausforderungen
Stärken:
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Relativ überschaubares Umfeld – weniger Wettbewerber als in den Mega-Hubs.
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Klare Politik-Signale: Gesetzgebung, Förderung, internationale Partner.
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Markt mit Bedarf: Logistik, Fintech, Agritech haben Spielraum.
Herausforderungen:
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Französischsprachiger Markt – für anglophone Gründer evtl. Sprach-/Netzwerkbarriere.
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Finanzierung: Noch deutlich weniger „große“ VCs wie in Nigeria/Kenia.
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Infrastruktur: Während Fortschritte gemacht werden, sind Strom, Internet, Logistik noch nicht „Top-Level“.
Persönlicher Eindruck
Wenn ich mir vorstellen würde, dort ein Start-up hochzuziehen: Dakar wirkt attraktiv, aber man muss selbst Pioniergeist mitbringen. Es reicht nicht, einfach ein gutes Produkt zu haben – man muss aktiv netzwerken, lokale Gegebenheiten verstehen (Sprache, Kultur, Regulierung). Es ist kein „sicherer Hafen“, aber ein interessantes Bodenstück.
2. Kampala (Uganda)
Warum Kampala?
Kampala ist zwar Hauptstadt von Uganda – aber im Vergleich zu den Mega-Hubs Afrikas eher zweitklassig im Start-up-Licht. Dennoch zeigt die Stadt starke Dynamik: Laut StartupBlink liegt Kampala global auf Rang 301 (Stand 2025) und ist die Nummer 1 in Uganda.
Einfach gesagt: Es besteht viel Raum nach oben.
Infrastruktur & Förderprogramme
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Es gibt in Kampala mehrere Inkubatoren und Co-Working-Spaces, z. B. Hive Colab und Outbox Hub, die Gründer unterstützen.
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Laut dem United Nations Development Programme (UNDP) wird eine nationale Datenbank („National Innovation & Startup Database“) aufgebaut, um Investoren, Gründer und Politik besser zu vernetzen.
Daten & Wachstum
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Kampala Global Ranking etwa Platz 301 im StartupBlink 2025.
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Laut UNDP: Uganda zieht etwa 15 % von Ostafrikas privatem Beteiligungskapital an – also noch schwach im Vergleich zur Region.
Stärken & Herausforderungen
Stärken:
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Jugendliches Gründerpotenzial, gute Wachstumsdynamik.
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Relativ günstige Kosten gegenüber Metropolen.
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Möglichkeit, Lösungen für reale Herausforderungen (Finanzinklusion, Logistik, Landwirtschaft) zu entwickeln.
Herausforderungen:
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Kapitalmarkt noch limitiert: Wenige große VC-Runden, vielfach frühe Phase.
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Infrastruktur (z. B. Stromausfälle, Internet) bleibt Thema.
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Marktgröße und regionale Reichweite müssen strategisch gedacht werden (nicht nur Uganda, sondern Ostafrika-Regio).
Persönlicher Eindruck
Wenn ich heute überlegen würde, ein Projekt in Kampala zu starten: Ich würde sagen – klar, es lohnt sich. Aber man sollte realistisch bleiben: Es wird kein blitzartiger Erfolg wie in New York oder London. Sondern eher: langsam wachsen, lokale Bedürfnisse bedienen, später skalieren. Wer Lust auf „Making something“ hat statt nur „Join the crowd“, ist hier gut aufgehoben.
3. Casablanca (Marokko)
Warum Casablanca?
Während viele Nord-/West-African Städte übersehen werden, zeigt Casablanca starke Zeichen von Wachstum. Laut StartupBlink 2025 neuen Daten sprung die Stadt 42 Plätze nach oben und erreichte Rang 317 weltweit – mit > 40 % Wachstum. Damit ist Casablanca keine kleine Nebenstadt mehr, aber im afrikanischen Maßstab dennoch „nicht der allergrößte“ Name wie Lagos oder Nairobi.
Infrastruktur & Förderprogramme
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Marokko führt mit Programmen wie „MoroccoTech“ und der Strategie „Digital Morocco 2030“ eine staatlich-gerichtete Unterstützung für Start-ups und Digitalisierung.
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Es gibt aktive Fonds wie UM6P Ventures oder „Maroc Numeric Fund“, die Start-ups finanzieren.
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Casablanca ist mit dem Finanzviertel Casablanca Finance City (CFC) ein regionales Geschäfts- und Investment-Zentrum.
Daten & Wachstum
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Land insgesamt: Marokko rangiert 2025 global beim Startup-Ökosystem Index auf Platz 88.
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Casablanca: globale Platzierung #317, mit > 40 % Wachstum – höchste Rate in Nordafrika.
Stärken & Herausforderungen
Stärken:
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Politisch stabil, gute Verbindung zu Europa und Afrika – Location-Vorteil.
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Staatliche Strategie, gezielte Programme, Infrastruktur-Investitionen.
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Größere Marktchance: Marokko als Brücke zwischen Afrika, Europa, Nahost.
Herausforderungen:
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Obwohl stark gewachsen: Finanzierung nach wie vor nicht auf dem Level der großen Hubs.
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Lokale Gründer berichten, dass Netzwerk und Kapitalzugang oft noch schwierig sind.
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Infrastruktur des “klassischen” Start-up Umfelds (Talentschmiede, Skaleninvestoren) braucht noch Aufbau.
Persönlicher Eindruck
Casablanca sieht für mich nach einer sehr cleveren Wahl aus – insbesondere wenn man sich auf Märkte im Maghreb-Raum oder Nordafrika spezialisiert. Es ist schon mehr als ein Geheimtipp, aber es bleibt noch Raum, Teil der Bewegung zu sein. Wer dort ein Start-up hochzieht, könnte einen strategischen Vorteil haben – aber eben mit dem Bewusstsein, dass „Top“ nicht gleich „leicht“ ist.
Gesamtfazit
Es zeigen sich also mehrere Städte in Afrika, die nicht zur ersten Reihe der bekannten großen Hubs gehören – aber sehr wohl Chancen bieten: Dakar, Kampala, Casablanca.
Wenn ich ein paar übergreifende Erkenntnisse nennen darf:
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Früh sein zahlt sich aus: Wer heute in einer dieser Städte Fuß fasst, kann sich einen Vorteil sichern.
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Lokale Verankerung ist wichtig: Sprache, Kultur, Netzwerke – ignorieren geht nicht.
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Skalierung im Blick behalten: Oft genügt der heimische Markt nicht – Expansion nötig.
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Kapital- und Infrastruktur-Risiken einplanen: Man darf die Herausforderungen nicht vernachlässigen.
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Differenzierung zählt: Nicht einfach das gleiche tun wie in Lagos – Nische suchen, lokal relevant sein.
Kurz gesagt: Es ist kein “Silicon Valley Lite”, aber durchaus ein realer Weg für Gründer mit Mut, Pragmatismus und Ausdauer.
FAQ – häufige Fragen
F: Sind diese Städte wirklich „günstiger Einstieg“-Standorte?
A: In vielen Fällen ja – geringere Konkurrenz, oft günstigere Lebens- und Betriebskosten. Aber “günstiger” heißt nicht “ohne Risiko”. Infrastruktur, Finanzierung oder Marktgröße können Limitierungen sein.
F: Welche Branche eignet sich besonders dort?
A: Branchen mit lokalem Bezug und Wachstumspotenzial: Fintech (Mobilzahlungen, Mikrofinanz), Agri-Tech (Landwirtschaftliche Verarbeitung, Logistik), Health-Tech (Basisversorgung, Telemedizin), Mobilität/Logistik. Denn dort bestehen oft noch echte Lücken.
F: Wie sieht es mit internationalen Investoren aus?
A: Teilweise vorhanden, aber nicht in der Masse wie in den großen Hubs. Manchmal sind es europäische oder Impact-Investoren, internationale Programme oder staatliche Fonds. Man sollte früh damit rechnen, dass man aktiver sein muss beim Kapitalzugang.
F: Reicht die Infrastruktur?
A: In vielen dieser Städte ist sie auf dem Weg, aber nicht vollständig “optimal”. Strom- oder Internetausfälle kommen vor. Logistik bzw. Marktzugang kann schwieriger sein. Wenn man dort gründet, sollte man diese Limitierungen mitdenken.
F: Was ist der größte Risiko-Faktor?
A: Meiner Sicht nach drei Dinge: a) Finanzierung/Skalierung, b) Talent bzw. Fachkräfte-Netzwerk, c) unbekannte/unsichere regulatorische oder marktspezifische Barrieren. Wer das ignoriert, kann überrascht werden.
F: Worauf sollte ich als Gründer besonders achten?
A:
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Verstehe den lokalen Markt: Gewohnheiten, Sprache, Netzwerke.
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Baue lokale Partnerschaften (Hubs, Universitäten, Mentoren).
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Plane langfristig – Wachstum braucht Zeit.
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Sei flexibel – vielleicht rollst du regional statt national.
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Achte auf Kostenstruktur und Kapitalbedarf – und hab einen Plan B.
Labels & Meta-Beschreibung
Labels:
Afrika, Start-up, Ökosystem, Dakar, Kampala, Casablanca, Innovation, Entrepreneurship, Sekundärstadt
Meta-Beschreibung:
Ein realistischer Blick auf drei aufstrebende afrikanische Start-up-Städte – Dakar, Kampala, Casablanca – mit Zahlen, Programmen und Gründertipps abseits der großen Hubs.
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